Der Wald roch bitter. Die Vögel ließen Lücken zwischen ihren Gesängen für das Schweigen meiner Eltern, die vor uns hergingen. Die Spitze unseres Trupps bildete mein junger Vater, fünf Fußlängen später folgte meine junge Mutter. Vor dem Schweigen im Walde, fand in unserem Haus eine gehörige Ladung Gebrüll statt, die sich mit einem Faustschlag in das Gesicht meiner Mutter entlud. Ich zeigte meinem großen Bruder nun die richtigen Farnblätter, die wir in unseren Händen zerrissen, bis sie bluteten und von denen ich glaubte, diese seien qualifiziert dafür, den Schmerz und die wilde Stelle unter dem einen Auge unserer Mutter zu lindern. Möge es doch nicht wieder so arg anschwellen. Wir scheuten die Blicke der Dorfbewohner, unter denen wir in eine Kategorie von Leuten hinab rutschten, die auf eine Art besonders war, dass uns nur das Schämen blieb.
Als Tochter und Schwester dieser Familie, begriff nun das sechsjährige Mädchen, welches ich war, dass es diesen beiden verletzten Seelen noch längere Zeit ausgeliefert sein würde. Es würde sich viele Zeit keinen Reim darauf bilden können, wie Mutter und Vater sich mit spitzer Klinge liebten, sich ihre Bosheiten, kellerdunklen Ängste, enttäuschte Sehnungen und spiegelblinden Bildern voneinander, entgegenwarfen.
Bis es ihnen eines Tages würde entkommen können, würde das Mädchen sich aufmachen in ein Land, in dem nur es selbst regierte. Dort würde es die ganzen Zumutungen dieser ungeheuerlichen Liebe in Sprache umwandeln. Damit das Schweigen aufhören könnte.
Ich schloss einen feierlichen Pakt mit allen anwesenden Waldbewohnern und dem Himmel und der feuchten Erde; Schriftstellerin würde ich werden, damit all die Welt, die mich bestürmte, nicht mit mir allein bleiben müsste.
Schon am nächsten Morgen konnten unsere Eltern wieder das Versprechen in ihren Augen lesen, das sie aneinander festklammern lies, bis zum Sterben.
Und ich fand am Frühstückstisch, auf der Milchpackung, einen Klang.
Meinen zukünftigen Schriftstellerinnennamen: „Du Lait“…“Lara du Lait“

Diesen Klang, kann ich bis heute hören…

„Hi again“!