“ Du guckst immer so ernst“.
So kann man natürlich eine junge Frau ansprechen, die einem schon vor einiger Zeit in der Straßenbahn aufgefallen war. Nicht, weil sie unwiderstehlich schön und anziehend daher kommt, was  auch der Fall war, sondern weil sie sich so speziell verhielt. Jedes Mal, wenn sie einen Sitzplatz gefunden hatte, zog sie eine Blechschachtel hervor und schien in der Betrachtung deren Inhalts in Selbstvergessenheit zu geraten. Jeden einzelnen Radiergummistummel hielt sie so ins Licht, als würde sie die Karat ergründen.
Als sich ihr Blick auf seinem Gesicht ausbreitet, wie ein punktgelandeter Farbbeutel, der langsam in einem willkürlichen Muster zerläuft, muss Sean weg schauen. Nur weg. Dieser Frau muss man gewachsen sein, das wird ihm schlagartig klar.
„Ja und, ich gehe doch nicht auf den Lächelstrich“.
Seine Haltestelle ist die nächste, völlig legitim nicht zu reagieren. Oder ehrlich und baff sein, auch vor sich selber. Oder schmunzeln.
Er schmunzelte oft. Das kam von dem vielen asiatischen Kampfsport, so dass seine Augen die Form von Mandeln annahmen. Dabei war er Urbayer, der Spross einer Rasenmäherfabrikantendynastie. Wenn er keine Bretter zerschlug, dann mähte er. Nebenbei war er Polizist, Auszubildender im Zweiten Lehrjahr.

Fortsetzung folgt …