„Wie im Kleinen, so im Großen“, scheint mir hier vortrefflich zu passen, wenn ich mir Gedanken mache über Licht. Nichts spannt einen größeren Bogen über uns und das Universum, kaum etwas liefert so viele Bilder und Redewendungen in unserer Sprache, nichts ist biblischer, archaischer, Licht ist lebensnotwendig, geheimnisvoll, heilend, magisch … Momentan fragt mich mein kleiner Sohn jeden Abend um

Fünf, wenn sich die Dunkelheit ausbreitet über die Stadt, mit deutlich argwöhnischem Zug um die Mundwinkel, „Wann wird es wieder hell, Mama?!?!?!?!?“ Die vermeintliche Tröstung aus dem Kinderbuch, dass die Welt bei Dunkelheit genauso sei, wie bei Tag, halt nur ohne Licht, findet er genauso hilflos wie ich. Meine Ansage, dass es auf der anderen Seite der Erde hell ist und sich die große Kugel auf der wir wohnen, während er schläft auch wieder ins Licht dreht, leistet uns bessere Dienste.

Wie nähert man sich also einem so allumfassenden „Ding“ wie Licht, mit dem wir tagein, tagaus durchtränkt werden, wie englische Christmas Puddings mit Brandy zur Weihnachtszeit? Die kleinsten Lichtteilchen, die Photonen sind mir persönlich die liebsten, denn sie warten mit erstaunlichen Fähigkeiten auf und verblüffen seit ihrer Entdeckung die Wissenschaft. Vor allem die sogenannten Zwillingsphotonen, die wie der Name schon sagt, im Doppelpakt auftreten, haben es mir angetan. Während eines Experiments hat sich herausgestellt, dass diese Lichtteilchen eine magische Verbindung untereinander haben und sich ähnlich wie telepathisch begabte Zwillinge verhalten. Das eine „spürt“ im Voraus, was sein Lichtbruder tun wird und verhält sich entsprechend. Unabhängig davon, wie weit die Teilchen voneinander entfernt sind. Diese „spukhafte“ Fähigkeit zur Kommunikation unter den Zwillingsphotonen inspiriert Forscher und lässt sie träumen. „Beam me up, Scotty“, mehr als reine Fiktion? Einer Wiener Physikergruppe ist es vor einigen Jahren sogar gelungen, Lichtteilchen 600 Meter über die Donau zu teleportieren. Die Tatsache, dass Photonen in biologischen Systemen, (wozu man den Menschen ja wohl zählen kann, – darüber dürfte nach wie vor Einigkeit bestehen?!) – die gemeinsame Sprache aller Zellen sind, macht sie als Informationsträger sehr kostbar. Weil sie über beliebige Distanzen gleichzeitig Kontakt miteinander halten können. Wunderbare Verbundenheit!

Wer wundert sich da noch über die gemeinhin symbiotische Verbindung von Mutter und Kind, über all die besonderen Momente zwischen sich nahestehenden Menschen, die im Bereich des Unaussprechlichen liegen? Über Eltern, die mitten in der Nacht zum Hörer greifen, weil sie spüren, dass ihr „Kind“ jetzt gerade in diesem Moment Zuspruch oder Hilfe braucht, egal ob es schon erwachsen ist und ein ganzer Kontinent samt Zeitzone dazwischen liegt? Diese Verbundenheit zwischen den Lichtteilchen und ihre Fähigkeit zur Kommunikation ist es, die mich aufhorchen lässt gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit, in der doch das „Licht der Welt“ auf die Erde gebracht wird.

Das Bild von vollzähligen Familien, die sich einträchtig um den umweltschonend geschmückten Weihnachtsbaum scharen und sich unentwegt neben dem à point gegarten Weihnachtsbraten in den Armen liegen, wird uns jetzt gerade wieder vielerorts präsentiert. Natürlich gibt es das auch „in echt“, ganz ohne zynischen Unterton. Menschen, die wissen, was sie aneinander haben und ihre Verbundenheit zelebrieren und hochhalten. Aber zur Realität gehören genauso Beziehungen, die auf emotionalem Treibsand gebaut sind, weil die wirklichen Gefühle, die meistens von unverarbeitetem Schmerz und Trauer geprägt sind, mit unechtem „Gute Miene zum bösen Spiel“ – machen verdeckt werden. Paare, Brüder, Schwestern, Mütter, Töchter, Väter, Söhne und all die anderen Familienmitglieder, die lange Zeit nicht mehr oder noch nie wahrhaftig miteinander gesprochen haben, leiden mehr oder weniger aneinander.

Die Sehnsucht nach Versöhnung stillen versus Selbstschutz gegen die „Schwarzen Löcher“ in der Verwandtschaft, die alles Licht, alle Energie in sich hineinsaugen und für alle Zeiten unwiederbringlich verschlucken, heißt die Königsdisziplin, der sich viele zur Weihnachtszeit stellen müssen. Vielleicht geht uns ja ein Licht auf und es gelingt uns, die Verbundenheit und die Fähigkeit zur Kommunikation in den kleinsten Bausteinen unseres Menschseins bewusst zu machen, erfinderisch zu sein, sich endgültig vom Unechten zu verabschieden, uns stattdessen ernsthaft ins Leben zu plaudern und selber zu leuchten.

Solange dein Lebenslicht jeden Tag aufgeht, hast du die Fähigkeit zu kommunizieren. Das ist Fakt! Was danach kommt, weiß keiner. Viele spüren etwas, Kinder und Erwachsene mit Nahtoderlebnissen beschreiben einen Lichttunnel, der unbeschreibliche Glücksgefühle auslösen und einen voller Liebe magisch anziehen soll. Trotzdem … Ausnutzen solange es hell ist!