Eines Tages würde es Edgar tun. Er würde es so anstellen, dass kein Gutachter der Welt ihn würde zur Rechenschaft ziehen können. Heute war er sanft gestimmt, dazu braucht es nicht viel. Magali vom Schokofrüchtestand war aufgefallen, dass er sich über der linken Braue blutig gekratzt hatte. Anstatt dies zu übergehen, oder Ekel zu verbergen, oder belanglos zu fragen, hielt ihm die junge Frau, die auch ein ansehnliches Bäumchen, vielleicht eine Birke, hätte werden können, ihren weichgekauten Kaugummi hin. Er hatte sofort verstanden, dass es der Desinfektion dienen würde, er malte sich aus, wie heilsam ihr Speichel sein mochte und drückte ihn stumm und dankbar auf seine kleine Schürfwunde. Es gefiel ihm. Es gefiel ihm sogar sehr, dass er Magali so am Leben lassen durfte. Alle meinen immer nur, wie ausladend groß ihre Kreise seien, die sie um ihr Vorhandensein ziehen. Dabei sind die meisten Menschen, die Edgar während des Tages beobachtete, gar nicht wirklich und wahrhaftig „da“ und „vorhanden“. Nicht einmal die jüngsten Kinder, die er soundso oft mal am Tag in seine blitzend blau lackierte Schiffschaukeln hebt, machen ihm den Eindruck, auf der Welt zu sein. Sie dösen, leeren ihre Blicke über heruntergefallene Eistüten aus und winken ihren Mütter wie auf Reißleine zurück. Ohne Einsicht.Ohne irgendeine geartete Sicht. Blind, Starr, obwohl ihre Herzen doch schlagen. Edgar dagegen kaute manchmal schwer an seiner Empfindung, ein viel zu mächtiges Netz in die Hand gedrückt bekommen zu haben, für die kleinen Fische, die er zu fangen Gelegenheiten bekam. Andererseits rühmte er sich im Stillen bei seinen täglichen Zwiegesprächen mit den gediegenen Buchen und Mindeleichen des benachbarten Baumannparkes gerade dafür, eben den gesamten Kosmos in einem abgesplitterten, achtlos fortgeworfenen Fingernagel einszueins wiederfinden zu können. Alle Welt lag wie ein Hologramm vor ihm. Ständig. Edgar liebte seine Sanftmut und Bäume abgöttisch

Fortsetzung folgt …

(c.)Lisa Högg